Zadar Juni 2012

Vorspann

Wie immer ist die Entscheidung wo man seinen Urlaub verbringt von verschiedenen Faktoren abhängig. Für uns stand in diesem Jahr fest: Es musste das Meer sein.
In Zeiten der Griechenlandkrise hätte man eigentlich dorthin fahren müssen, um Solidarität zu zeigen und das Land zu unterstützen, andererseits schienen die Entwicklungen keinen entspannten Urlaub zu gewährleisten.
Die Alternative wäre Mallorca gewesen, wir waren noch nie in Spanien, aber eine 10 tägige Flugreise in einem guten Hotel mit Halbpension hätte ca 1300 Euro für uns beide gekostet, das war zu viel. Wir wägten mal wieder ab, ob wir gewillt waren zu einer festgelegten Zeit am Frühstücksbüffet zu erscheinen oder lieber auf der Terrasse eines Appartments den Morgenkaffee geniessen wollten.

Und hier kam uns der Zufall zur Hilfe: In der Zeitung war ein Inserat einer Familie, die ein Appartment in Zadar vermietete, wir riefen dort an, vereinbarten einen Termin und machten die Sache klar:
Vier Wochen nach unserem Doko-Abenteuer in Split würden wir einen Nachschlag in Zadar holen

Über diese Kontaktadresse buchten wir die Ferienwohnung

Mittwoch 13. Juni, Hinfahrt

Wir wollten versuchen an einem Tag die Hinreise durchzuziehen. Bei der Entfernung hätten wir normalerweise eine Zwischenübernachtung gemacht aber da unser Ziel bekannt war und es letztlich egal war, wann wir ankamen, da wir einen geheimen Schlüsselübergabepunkt ausgemacht hatten, dachten wir, wir könnten es in einem Rutsch schaffen.
Das Wetter war gegen uns. Kurz vor der Abfahrt schüttete es und der Regen begleitete uns bis nach München. Ein paar kleinere Staus an Baustellen verzögerten unsere Fahrt, so dass wir, nach einer längeren Pause im Fossil-Fabrikverkauf in Grabenstätt am Chiemsee, nachmittags in Österreich ankamen. Wir wollten nicht den normalen Weg durch die Tauern und den Karawankentunnel nach Slowenien nehmen, sondern über Graz nach Maribor fahren. Das war eine andere Strecke, die wir noch nicht kannten, aber der Weg über die Landstrasse durch Radstadt, Schladming und Lietzen war nicht besonders schnell. Dafür gab es nur einen mautpflichtigen Tunnel, den Gleinalmtunnel, kurz vor Graz. In Graz wurden wir von einem Unwetter überrascht, aber glücklicherweise gab es einen langen Tunnel, durch den man die Stadt umfuhr, die andere Seite erreichte der Regen nicht.
Von Graz bis Maribor waren es etwa 50 Kilometer, die Autobahn weiter nach Zagreb war nur teilweise fertig gestellt, offensichtlich fehlte den Slowenen die Motivation weiter zu bauen.
Das Teilstück hatte den Charme des alten Autoput, 2-spurig, einige Lastwagen, das erste was wir sahen, war ein türkischer Lastwagen, der eine Panne hatte. Glücklicherweise war sonst nicht viel Verkehr.
An der Grenze stauten sich etwa 30 Lastwagen, PKW's konnten ohne Problem passieren, die Grenzformalitäten waren minimal und direkt hinter der Grenze begann die kroatische Autobahn.
Hinter Karlovac bog die Autobahn in Richtung Süden ab. Rita meinte, die Autobahn würde nur bergab gehen, aber ich hatte da meine Zweifel, an einigen Stellen ging es auch wieder ziemlich bergauf.

Die letzte Hürde vor Zadar war der Tunnel "Sveti Rok", knapp 6 km lang, danach folgten einige Serpentinen, bis wir die Ausfahrt Zadar1 erreichten.
Es war schon sehr spät, durch den Tunnel und die Serpentinen hinunter trieben uns 2 kroatische Lastwagen, ich hatte den Eindruck, dass sie testen wollten, was der Laster an Höchstgeschwindigkeit hergab, denn trotz Tempolimit von 60 km/h donnerten sie mit mehr als 90 die Serpentinen hinunter.

Wir standen in der Strasse, die als Kontaktadresse angegeben war, aber wir konnten das Haus nicht finden. Wir riefen bei der Familie an und nach einigem Hin und Her wurden wir in die richtige Einfahrt gelotst. Es tat uns leid, dass wir die Vermieter aus dem Bett geklingelt hatten, aber wir konnten nicht wissen, dass die Strasse zweigeteilt war.
Wir hatten das Ziel erreicht! Die Wohnung war sehr schön, nur das Bett war etwas klein. Es war ein französisches Doppelbett, für Leute unseres Formats doch ziemlich schmal. Wir packten die notwendigsten Dinge aus und gingen zu Bett

Donnerstag 14. Juni, erstes Kennenlernen

Krieg in Zadar Strandcafe

Zadar ist anders. Wo sonst gibt es eine Kirche, die dem heiligen Donat gewidmet ist? (Ob er der Erfinder der gebackenen Teigringe ist, ist nicht überliefert), wo sonst gibt es ein Altglasmuseum? Oder eine Meeresorgel, deren Melodie abhängig ist von der Höhe und Intensität der Wellen? Abends kann man der Orgel lauschen und traumhafte Sonnenuntergänge erleben.

Als ich beim Morgenkaffee auf der grossen Terrasse saß, fiel mir als erstes das Haus gegenüber auf. Das es nicht bewohnt war, war offensichtlich und anscheinend hat der Vandalismus zugeschlagen, denn der Rolladen im ersten Stock war ziemlich ramponiert. Aber wieso macht sich jemand die Mühe, mit Steinen auf den Rolladen im ersten Stock zu werfen? Dann sah ich mir das Haus genauer an und erkannte, dass das nicht durch Steinwürfe passiert ist, dass das ein Vandalismus der anderen Art war, hier hat ein Krieg stattgefunden. Bei einigen Häusern in der Nachbarschaft konnte man Einschusslöcher erkennen, die teilweise notdürftig zugeschmiert waren.
vor unserer Ferienwohnung vor unserer Ferienwohnung Auch das ist Zadar.

Unser erster Weg führte uns zur Bank, dann wollte Rita das Meer sehen. Wir fuhren nach Puntamica und benetzten unsere Füsse mit Adriawasser. Am Ufer entlang fuhren wir zu einem hübschen Cafe mit einem schönen Blick auf die Altstadt und tranken unseren ersten Cappuccino. Mittags aßen wir eine Pizza in einer Pizzeria neben einem grossen, neuen Bankgebäude, die anderen Gäste sahen wie Bankangestellte aus. Es ist dieser krasse Gegensatz von Alt und Neu, auch bedingt durch die Zerstörungen des Kriegs, den man in Zadar oft sieht. Die Pizzeria war in einem Neubaugebiet, mehrere grosse Wohn- und Geschäftsgebäude wurden hier erstellt. Gegenüber standen noch die Plattenbauten aus Titos Zeit, notdürftig aufgehübscht durch neue Farbe, aber sonst ziemlich vergammelt, niemand kümmerte sich um die Instandhaltung, vermutlich zahlten die Bewohner auch so gut wie keine Miete. Zu Titos Zeit hat man sich auch keine Gedanken über die Parkplatzsituation gemacht, es gab nicht viele Autos, das hat sich mittlerweile geändert, aber in welcher grösseren Stadt gibt es ausreichend Parkplätze für die Anwohner?

Sveti Donut Sonnenuntergang

Abends fuhren wir in die Altstadt von Zadar, wir wollten uns die Meeresorgel anschauen, ein bischen an der Uferpromenade entlangspazieren und sehen, wie Kroatien gegen Italien spielte. Es war mal wieder EM-Zeit während unseres Urlaubs.
Den Sonnenuntergang an der Meeresorgel sollte man nicht verpassen! Das ist ein Naturschauspiel ohne Gleichen. Begleitet von den Klängen, die die Wellen erzeugen, versinkt die Sonne im Meer. "Wir sind schon deutlich weiter im Süden und deutlich weiter im Osten, die Dämmerung ist früher als bei uns und kürzer", meinte Rita.
Kroatien spielte 1:1, Grund genug um einen Autokorso durch die Altstadt zu veranstalten. Wir tranken in der Zwischenzeit noch etwas in einem Cafe auf dem Forum, neben der Kirche Sveti Donat. Anschliessend fuhren wir zum "Kaufland" um uns mit Grundnahrungsmitteln einzudecken und dann bereiteten wir ein spätes Abendessen auf unserer Terrasse.

Kleine Anmerkung: Die Sonnenauf- und Untergangszeiten sind tatsächlich markant:
Am 14.06. ging die Sonne in Zadar um 5:15 Uhr auf und um 20:43 Uhr unter
in Karlsruhe ging sie um 5:21 Uhr auf und um 21:32 unter. Abends machte es 49 Minuten aus.

Freitag 15. Juni, auf der Suche nach Sandstrand

Stadttor Nin hl. Kreuz in Nin

In einschlägigen Foren wird immer wieder gefragt, wo es denn Sandstrand in Kroatien gäbe. Als Antwort kommt immer wieder: Zaton, Nin und Ljubac, alles Orte in der Umgebung von Zadar. Das wollten wir heute ergründen.
Unser erster Stop war Petrcane, dort war der Strand steinig und nicht besonders sauber, die Infrastruktur war noch im Aufbau begriffen, naja, das lohnt nicht, dort extra hinzufahren, das gab es alles auch direkt in Zadar.
Auf Zaton war ich ehrlich gesagt gespannt, aber der vielgerühmte Sandstrand befand sich in einem Ressort, dem einzigen Supercampingplatz Kroatiens, so wusste es der Reiseführer, da wir jetzt nicht baden sondern nur gucken wollten, wollten wir dort auch keinen Eintritt bezahlen und drehten um.
Nin , eine kleine Stadt auf einer Insel in einer Lagune, ist berühmt für die kleinste Bischofskirche der Welt. Herausragende Persönlichkeit ist Gregor von Nin, ihm zu Ehren wurde hier ein Denkmal gesetzt, ein weiteres gibt es in Split. Angeblich bringt es Glück, wenn man den grossen Fußzeh berührt, jedenfalls ist die Stelle sowohl in Split, als auch hier, blank poliert.
Sveti Anselm Lubac In einem netten Restaurant in der Fußgängerzone von Nin aßen wir zu Mittag.
Am nördliche Rand von Nin gab es tatsächlich mehrere Dünen mit Sand. Kiter tobten auf dem Wasser herum, es war ziemlich stürmisch.
Nin ist auch bekannt für seinen Heilschlamm, der gut gegen Rheuma und Hautkrankheiten ist. Wir fuhren weiter nach Vrsi, einem weiteren, kleinen Dorf mit Ferienwohnungen. Je weiter wir kamen, desto mehr fühlten wir uns nach Griechenland versetzt: Die karge Landschaft, die kleinen Sträßchen, die Cafes in denen die Einheimischen auf einen Espresso saßen.(Es fehlten die Kombolois)
In Vrsi parkten wir in einem Kiefernwäldchen am Strand, direkt neben einem ReWe-Werkswagen mit Kölner Nummernschild. Auch hier war der Strand steinig, wir gingen mit den Füssen kurz ins Wasser, Rita musste wegen der Sonne etwas vorsichtiger sein.
Das nächste Ziel war Ljubac. Wir fanden einen sehr flach abfallenden Sandstrand, man konnte mindestens hundert Meter ins Wasser laufen, das Wasser absolut warm, der Weg dorthin führte über eine kurze Schotterstrasse und soweit wir erkennen konnten gab es keine Infrastruktur am Strand. Überhaupt hatte der Ort Ljubac nicht allzuviel zu bieten. Das war ein Ort für die Zivilisationsmüden. Es erinnerte uns an die kleinen Dörfer an der Südküste von Kreta.
Eigentlich wollten wir dort einen Kaffee trinken, aber so spontan fanden wir leider nichts. Wir fuhren weiter nach Razanac, noch so ein Seeräuberdorf, mit einer super Eisdiele, nicht weit von der Marienkirche, wo wir einen tollen Eiskaffee tranken.
Kurz vor Razanac biegt die Strasse zur Insel Pag ab, dorthin wollten wir ein anderes Mal fahren.
Nach unserer Rückkehr duschten wir und aßen zu Hause auf unserer schönen Terrasse.

Wir diskutierten viel über das karge Leben der Menschen, über die hohen Preise (in Kroatien sind 25 Prozent Mehrwertsteuer auf allen Artikeln, auch Grundnahrungsmittel wie Milch und Brot), aber andererseits die Herzlichkeit, die Sauberkeit und Ehrlichkeit.
Wir erfuhren, dass Maric, unser Gastgeber, ein Kriegsversehrter war und nicht mehr arbeiten konnte, ein Opfer des Krieges. Marina, seine Frau, sprach etwas Deutsch, die Kinder wollten lieber in Englisch kommunizieren. Marina war Krankenschwester und bestimmte das Geschehen in der Familie. Das Thema Krieg war tabu, wir fragten nur nach den Löchern im Nachbarhaus und Marina sagte, dass das Haus einer Familie gehörte, die jetzt in Frankreich lebte. Das Haus war baufällig und müsste eigentlich abgerissen werden

Samstag 16. Juni, Richtung Südwest

blühende Tamariske Biograd

Heute wollten wir die Küstenstädte in Richtung Sibenik anschauen, Biograd na Moru war unser Ziel, die Stadt wurde in unserem Reisführer erwähnt.
Die Tage wurden ziemlich heiss, so dass wir in der Mittagszeit irgendwo eine Pause einlegen wollten. Unser erstes Ziel war Bibinje, es gab einen kleinen Hafen für Segelboote, einen steinigen Strand und das übliche Hafencafe. Der Hafen von Sukosan ist der grösste Yachthafen der Adria, es gab Werften für Segelyachten und auch mehrere Restaurants, die Zufahrt zum Strand war etwas abenteuerlich, hier würde ich mein Auto (auch wenn es schon alt ist) nicht unbedingt abstellen wollen, der Platz war doch sehr beschränkt.
So erreichten wir Biograd. In einem Touristenbüro besorgten wir uns einen Stadtplan. Wir fanden eine nette Pizzeria und besichtigten die Altstadt.
Biograd na moru ist ein Ausgangspunkt für Ausflugsfahrten mit dem Schiff zu den Nationalparks Kornaten und Telascica mit dem Salzsee von Mir.
Vransko jezero Pakostane Nachmittags fuhren wir noch ein Stück weiter zum Vransko jezero, dem grössten See Kroatiens. Über Holzstege kann man zu verschiedenen Aussichtspunkten gelangen, wo man Vögel beobachten kann, es gibt auch einen Radweg, der den ganzen See umrundet.
Nicht weit entfernt ist Pakostane. Auch von hier werden Ausflüge zu den Kornati angeboten. Ausserdem gibt es ein paar sehr schöne Strände. Da heute Samstag war, wurde auf einem Grill neben einem Restaurant 2 Spanferkel gegrillt.
Die Spanferkelaktion würde noch eine Zeitlang dauern, das wurde uns dann zu spät, so dass wir noch vor dem Sonnenuntergang zurück nach Zadar fuhren. Wir kehrten in einem Restaurant in Richtung Diklo ein, dort gab es ein ausgezeichnetes Tunfischsteak und Lammfleisch.

Sonntag 17. Juni, Strand, erster Versuch

Nicht weit von unserer Wohnung gab es ein Einkaufszentrum, vergleichbar mit dem ECE in Karlsruhe. C&A, H&M, Drogerie Müller, Deichmann, Interspar und viele andere Geschäfte waren unter einem Dach untergebracht. Wir wollten ursprünglich zum Interspar und Rita suchte noch ein paar Badesandalen, hauptsächlich für die Dusche, aber auch für die steinigen Strände. Ich wollte eigentlich etwas festere Badeschuhe, aber der Schuhladen in dem Einkaufszentrum hatte keine in meiner Grösse. Als Alternative gab es noch Crocs, da wurde ich fündig.
Strandcafe Wir hatten ein längeres Gespräch mit einer Studentin, die beim dm-Drogeriemarkt arbeitete und Germanistik studierte. Sie sagte, dass ihr Stundenlohn bei etwa 2 EUR liegen würde. Das Lohnniveau insgesamt ist deutlich niedriger als bei uns.
Sie erzählte uns, dass die Universität in Zadar hauptsächlich Geistes- und Sozialwissenschaften lehrte, es gab eine philosophische Fakultät, die hatten wir in der Altstadt gesehen, und Nautik, das hatten wir in einer Küstenstadt nicht anders erwartet.
Nach dem Mittagessen und der grössten Mittagshitze machten wir uns mit den neuen Schuhen auf den Weg zum Strand. In Puntamica, dort wo wir schon am Donnerstagmorgen angehalten hatten, gab es ein schönes Strandcafe, das hatten wir gar nicht bemerkt, dort machten wir die ersten Versuche. Rita war etwas unsicher und traute sich nicht ins Wasser, aber ich fand es ganz ok.
Heute spielte Deutschland gegen Dänemark (2:1), das wollten wir uns anschauen, deshalb gab es Abendessen in unserem Appartment.

Montag 18. Juni, auf der Suche nach dem Tourist-i

Rita wollte sich einen Stadtplan beim Tourist-i besorgen. Wir hatten von unseren Vermietern eine Kopie eines Stadtplan erhalten auf dem das Tourist-i neben dem Busbahnhof eingezeichnet war. Als wir dort hin kamen, gab es da nur eine Zimmervermittlung und ein Reisebüro in dem man verschiedene Ausflüge buchen konnte. In einem Laden hatte man Stadtpläne, die genauso aussahen, wie den, den wir hatten, aber das war es nicht, was Rita suchte.
Man gab ihr den Tipp, es in der Altstadt zu versuchen, also fuhren wir dorthin. Es war gerade Mittagszeit, die Studenten der philosophischen Fakultät strömten in die Altstadt, die Hitze staute sich in den engen Gässchen und Rita wurde es etwas mulmig. Das Tourist-i fanden wir nicht auf Anhieb, wir irrten durch die Gassen bis wir in einem Cafe etwas Kaltes trinken konnten. Danach ging es Rita wieder besser, wir aßen noch eine Pizza in einem schönen Restaurant an der Uferpromenade, der Meerwind kühlte ein wenig, bevor wir in unser Appartment zurückkehrten.
unterwegs nach Sukosan Abends wollten wir nach Sukosan zum Essen fahren. Wir hatten einige schöne Restaurants an der Hafenpromenade gesehen.
Den Weg dorthin nahmen wir nicht über die Küstenstrasse, sondern über eine kleine Strasse mit schöner Aussicht über das Meer und die Felder bis hin zum Velebitgebirge im Hintergrund. Durch die grosse Hitze war die Luft leider etwas diesig, aber das Panorama war trotzdem sehr schön. In Sukosan fanden wir dann in der Innenstadt einige interessante Restaurants, natürlich nicht mit Meerblick, direkt neben der Kirche der gnädigen Madonna kehrten wir ein und speisten vorzüglich

Heute spielte Kroatien gegen Spanien, das wollten wir in den Cafes rund um das Forum der Altstadt von Zadar erleben. Als wir ankamen, waren viele Cafes schon ziemlich leer, Kroatien hätte gewinnen müssen um weiter zu kommen, danach sah es aber nicht aus. Viele hatten wohl schon resigniert und sind gegangen, letztlich verlor Kroatien 0:1. Deshalb fiel auch der Autokorso aus.

Dienstag 19. Juni, Pag

Pag Pag Basilika

Pag stand heute auf unserem Besichtigungsplan. Am späteren Nachmittag machten wir uns auf den Weg. Pag ist eine sehr karge Insel, sie wird immer wieder stark durch die Borawinde, die über das Velebitgebirge wehen, gebeutelt. Deshalb wächst ausser der alles überlebenden Macchia nichts. Gegen den Wind haben die Bauern Felder mit Steinwällen und Schilf abgetrennt, damit die dort lebenden Schafe etwas Schutz fanden. Pag ist bekannt für seinen Schafskäse, den Paski Sir, der auf den Märkten und am Strassenrand zum Verkauf angeboten wird. Pager Spitze ist ein weiteres Produkt, das die Frauen an Ständen anbieten und nebenbei konnte man bei der Herstellung zuschauen. Eine lange Tradition hat auch der Salzabbau, in der Stadt Pag gibt es in einem alten Salzkontor ein kleines Museum. Leider konnten wir nicht sehen, ob das Salz aus Pag nur für industriellen Einsatz hergestellt wird, oder ob man es auch für den Hausgebrauch kaufen konnte
Pag Altstadt Pag Meeresbucht Die Stadt Pag ist wieder so ein wildes Seeräuberdorf, allerdings mit geradlinig angelegten Gassen. Am Hauptplatz steht die Kirche aus dem 16. Jahrhundert, als wichtigste Sehenswürdigkeit.
Die Insel Pag hat einen herben Charme mit ihren vielen Buchten, bei unserer Rückfahrt erlebten wir wieder einen traumhaft schönen Sonnenuntergang. Wir haben in diesem Urlaub oft an kleinen Cafes oder Konobas angehalten, wo wir die einzigen Gäste waren. Das tat uns immer leid, wussten wir doch, dass in dieser Gegend in den beiden Sommermonaten Juli und August das Geld für den Rest des Jahres verdient werden musste.
Kurz vor Zadar, an einer Strassenkreuzung sahen wir ein Restaurant, wo wir spontan beschlossen einzukehren. Wir haben es nicht bereut, das Essen war ausgezeichnet.

Pag Sonnenuntergang

Mittwoch 20. Juni, Strand, zweiter Versuch

Heute vormittag fuhren wir noch einmal in die Altstadt zum Grünmarkt. Wir gingen durch das Hafentor in die Innenstadt, zum Narodni trg, dem zentralen Platz, und fanden dort endlich auch das Tourist-i. Wir bekamen noch etwas Informationsmaterial und einen Stadtplan der Altstadt mit den markanten Sehenswürdigkeiten, das wollten wir für nachfolgende Mieter der Ferienwohnung dort lassen.

Hafentor

Der Grünmarkt war schon erstaunlich gross, an vielen Ständen wurden Produkte der Region verkauft, riesige Fleischtomaten, Paprika, Mangold und Obst, aber auch Honig und Nüsse und der erwähnte Paski Sir.
Grünmarkt Neben dem Grünmarkt war die Fischhalle, dort wurde fangfrischer Fisch verkauft, Doraden, Goldbrassen und Tintenfische kannten wir, aber auch viele unbekannte Arten, Austern, die vermutlich im Limski Kanal gezüchtet wurden, Venusmuscheln und anderes Getier.
Abgerundet wurde das Angebot durch einen Konzum-Supermarkt und mehrere Bäckereien.
Angeregt durch das Angebot aßen wir in einem schönen schattigen Altstadtlokal zu Mittag.

Von unseren Gastgebern hatten wir den Tipp bekommen, es einmal in Borik mit dem Strand zu versuchen. Borik war, ähnlich wie Zaton, ein Ressort, es gab einen Campingplatz und mehrere Hotels. Wenn man mit dem Auto hinein wollte, musste man Eintritt bezahlen, dafür konnte man unmittelbar am Strand parken.
Der Strand war steinig, dafür gab es eine gepflegte Liegewiese mit Liegestuhlverleih und einer Infrastruktur.
Wir belegten 2 Liegen, die dort standen und unbenutzt waren, mit meinen Crocs konnte ich ins Wasser und ein wenig herumschwimmen, Rita ging mit ihren Schuhen zumindest an den Randbereich. Um 19 Uhr wurden die Liegen aufgeräumt, Zeit für uns zu gehen.
Heute abend gingen wir in eine Pizzeria im Neubaugebiet. Dort hatte man die Parkplatzsituation erkannt und über- und unterirdische Parkplätze für die Gäste angelegt.

Donnerstag 21. Juni, Paklenica

Paklenica Paklenica

Von Zadar aus kann man ohne grossen Aufwand drei schöne Nationalparks erkunden: die Krka-Wasserfälle bei Sibenik, die Kornaten und den Naturpark Paklenica im Velebitgebirge.
Wir wollten zumindest an den Anfang der grandiosen Schlucht velika Paklenica fahren. Für eine ausgedehnte Wanderung hatten wir nicht das richtige Schuhwerk dabei und nicht die Kondition. Ausserdem war es heiss, wir fuhren erst am Nachmittag los.
Bis nach Starigrad Paklenica, dem Einstieg zur Schlucht, mussten wir über die Küstenstrasse fahren, die entlang des Velebitgebirges ziemlich kurvenreich war. In Starigrad machten wir eine kleine Pause, dabei trafen wir ein Ehepaar aus Eggenstein, das dort ein Haus hatte und auch Ferienwohnungen vermietete. Wandern konnte man sicher gut dort und im Sommer lies sich die Hitze sicher besser ertragen durch die Winde vom Gebirge, aber wir zogen die Stadt vor.
Der Mann gab uns noch den Tipp, falls wir die Schlucht durchwandern wollten, zu fragen, ob Titos Führerbunker offen sei, den kann man manchmal besichtigen.
Paklenica Paklenica Wir fuhren zum Eingang des Nationalparks, dort stand ein Ranger und erklärte wie alles funktionierte. Wir fragten, ob wir auch so kurz hineinfahren könnten, wir wollten nur gucken, nicht wandern und er erlaubte es uns.

Im Naturpark sind einige Szenen für Karl-May Filme gedreht worden. Es gibt insgesamt 9 Winnetou-Punkte, in dem Link ist alles genauer erklärt.
Die Landschaft ist atemberaubend. Rechts und links der Schlucht gehen die Felswände 300 Meter senkrecht nach oben, ähnlich wie in der Samariaschlucht auf Kreta, allerdings ist das Karstgestein viel bröseliger. Die Schlucht ist auch beliebt bei Kletterern. Auch darüber gibt der Ranger am Eingang gerne Auskunft.
Die Parkplätze am Eingang ziehen sich über mehr als einen Kilometer hin, an schönen Wochenenden kommt es hier sicher auch zu Staus auf den Wanderwegen.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher nach Novigrad Dieser Ort liegt an einer Lagune, die über einen schmalen Kanal mit dem Meer verbunden ist, darüber führt die Maslenicabrücke, die im Balkankrieg heiss umkämpft war, da sie eine wichtige Verbindung zu den Küstenstädten ist. Auch Novigrad wurde durch den Krieg in Mitleidenschaft gezogen.

Paklenica Novigrad

Der Ort wird überragt von den Ruinen einer Festung aus dem 13. Jahrhundert
Auf dem Rückweg hielten wir noch in Posedarje, dort gab es einen Strandabschnitt, der ganz brauchbar aussah: Sand mit kleinen Kieseln und keine so grossen Steine direkt im Wasser. Die Infrastruktur wurde gerade noch aufgebaut, aber das wäre eine Option für einen weiteren Strandbesuch.

Und heute Abend gönnten wir uns die Fischplatte für 2 Personen in dem Restaurant in Richtung Diklo, dort wo wir schon am Samstag waren.

Freitag 22. Juni, Abschied von Zadar

Posedarje

Wir kannten noch nicht alle Ecken der Altstadt. Also durchforsteten wir am letzten Tag noch einmal verschiedene Gassen, entdeckten Cafes, wo man sitzen konnte und schöne Beobachtungen machen konnte.
Heute spielte Deutschland gegen Griechenland, einige deutsche Fans liefen mit den obligatorischen Fanartikeln durch die Altstadt zum Forum, wo das Public Viewing stattfand. Uns stand nicht der Sinn nach Fußball, wir wollten noch einen schönen Abend in einem netten Restaurant verbringen. Wir fanden ein Restaurant neben dem Yachtclub, die Preise waren etwas abgehoben, aber das Essen ausgezeichnet und die Portionen eher an schwer arbeitende Matrosen angepasst.
So fand unser Abenteuer in Zadar einen schönen Abschluss.
Unsere Gastgeber wollten am Samstag früh zur Verwandtschaft nach Zagreb aufbrechen, so dass wir den Schlüssel für die Ferienwohnung in den Briefkasten werfen sollten.

Samstag 23. Juni, Heimfahrt und Ritas Mutprobe

Am nächsten Morgen verabschiedeten sich unsere Gastgeber sehr herzlich von uns, etwa 1 Stunde später brachen auch wir auf.
Wir erreichten die Autobahn und ich las auf einer Anzeigetafel "Tunnel closed". "Oh Gott", dachte ich, "das fängt gut an". Etwa 3 Kilometer vor der Ausfahrt Maslenica begann der Stau wegen der Ausleitung. Jedes Auto musste durch die Mautstelle fahren, bei so einer kleinen Mautstation dauerte das. Für die 3 Kilometer brauchten wir etwa 2 Stunden und wir hatten Glück, denn die Sperrung musste gerade passiert sein.
Rita wurde etwas mulmig, wir fuhren hinunter in den Ort Maslenica und tranken in einem Hafencafe ein kühles Cola, bevor wir weiterfuhren.
Wir hatten Glück, in unsere Richtung lief der Verkehr permanent, zwar langsam, aber doch weitgehend gleichmäßig.

Aber irgendwie musste man auf die Hochebene. Es waren zwar nur etwa 600 Höhenmeter, aber es war ein Passstrasse und Rita hatte Höhenangst. Auf der Gegenspur ging es den ganzen Berg hinunter Stop and Go, wir konnten wenigstens langsam bergauf fahren, es kam nicht zu Stauungen. Rita wurde blass, sie schwitzte und nahm sich ein Handtuch, um ihre feuchten Hände zu trocknen. Zweimal hielt ich an Parkbuchten, damit sie sich etwas beruhigen konnte, für die grandiose Gebirgslandschaft hatte sie keinen Blick.
Aber endlich hatten wir die Hochebene erreicht. Rita hat mutig die Situation gemeistert! In einem Cafe am Rande der Stadt Gracac hielten wir noch einmal an. In Richtung Zadar ging der Verkehr immer noch stockend, in Richtung Zagreb lief es zumindest.

Die weitere Fahrt bis zur Autobahnauffahrt war nicht spektakulär. Aber auf der Autobahn vor der Ausleitung in Richtung Zadar war der Stau auf mindestens 20 Kilometer angewachsen. Auch dort mussste jedes Auto durch die Zahlstelle. Teilweise ging gar nichts, Leute standen auf der Strasse, es war Samstag, Anreisetag für neue Urlauber, in eingen europäischen Ländern hatten die Sommerferien begonnen.
Durch den Zeitverlust würden wir es unmöglich bis nach Deutschland schaffen. Wir beschlossen, in Kärnten nach einer Pension zu suchen.

Millstädter See

Dieses Mal fuhren wir den klassischen Weg, über Zagreb und Ljubljana, durch den Karawankentunnel über Villach bis zum Millstädter See. Dort fragten wir in einem Gasthof nach einem Zimmer, dort war alles ausgebucht, aber man telefonierte und 2 Häuser weiter war noch ein Zimmer für 84 EUR frei.

Sonntag 24. Juni, Heimfahrt zweiter Teil, Abstecher nach Augsburg

Am nächsten Morgen hatten wir ein Gespräch mit der kroatischen Zimmerfrau der Pension, sie erzählte uns von einem Unfall mit einem tschechischen Bus, der gestern der Auslöser für die Sperrung war. Es gab mehrere Tote und 44 Verletzte. Vermutlich musste das Unglück kurz vor unserer Abfahrt passiert sein, denn unsere Gastgeber, denen wir nach unserer Rückkehr eine Mail sendeten, sind problemlos durch den Tunnel gefahren.
Der Rest der Reise verlief ohne Zwischenfälle, nachmittags stoppten wir noch bei Michael in Augsburg und gingen in einen Biergarten zum Abendessen.
Hinter Stuttgart begann es zu regnen (die Reise endete, wie sie begonnen hatte) und gegen 23 Uhr waren wir zu Hause.

Nachspann

Rita meinte, der Urlaub sei mit unseren Rucksackurlauben in unserer Jugend in Griechenland vergleichbar gewesen. Sie hätte lange keinen so abenteuerlichen Urlaub erlebt
Aber wir hatten auch lange kein so gutes Gefühl mehr bei einem Urlaub. Wir wohnten bei Einheimischen, etwas abgeschieden am Ende einer Sackgasse, eine absolut ruhige Lage, wir brauchten noch nicht einmal die Türen zu verschliessen.
Es war noch keine Saison, d.h. die Strassen waren leer, man bekam an den markanten Touristenpunkten problemlos einen Parkplatz. Allerdings war auch noch nicht überall die volle Infrastruktur verfügbar. An vielen Stränden wurden die Cafes noch aufgebaut.
Obwohl die Menschen arm sind und obwohl dort vor 15 Jahren ein Krieg tobte sah man keine Obdachlosen, keine Asozialen oder Betrunkene in den Strassen, zumindest sind sie uns nicht aufgefallen. Es war überall sehr sauber.
Die Zimmerfrau, die wir in Kärnten trafen, hatte ein etwas differenziertes Bild ihrer Landsleute. Sie sprach von der Gleichgültigkeit, nach dem Motto, "Ich verdiene so wenig, warum soll ich mich beeilen?". Sie sprach auch von den Schikanen, denen die "Gastarbeiter" bei Grenzkontrollen manchmal ausgesetzt sind. "Das ist der Balkan, darüber darf man sich nicht aufregen".
Die Studentin, die wir im Drogeriemarkt trafen, sprach vom Ausverkauf des Landes. Inseln würden an russische Milliadäre verkauft, Supermärkte und Baumarktketten sind in deutscher Hand, Hotelketten aus Österreich übernehmen die Tourismusindustrie.
So schön die Deutschtümelei in Kroatien für uns als Deutsche ist, das Land darf nicht seine Identität und Eigenständigkeit verlieren.
Ich machte mir auch noch Gedanken über die Langeweile, die so mancher Job mit sich brachte. Die Zahlstellen an der Autobahn müssen rund um die Uhr besetzt sein, aber die Autobahnen sind nicht so stark frequentiert, dass der Kassierer viel zu tun hätte. Ebenso in vielen Cafes, hauptsächlich im ländlichen Gebiet, die von morgens bis abends geöffnet hatten, aber nur vereinzelt Gäste fanden.
So bekommt man bei jeder Reise neue Eindrücke, die man verarbeiten muss.