Das Abenteuer beginnt

Einführung

"Unterwegs" dieser Titel war schon vergeben für die deutsche Übersetzung des Romans von Jack Kerouac "on the road".
Mein Arbeitgeber beendete mein Arbeitsverhältnis, ich war also arbeitslos und hatte außerhalb meiner Bewerbungsphasen Zeit um unterwegs zu sein.
Einige der Abenteuer, die ich unterwegs erlebte, möchte ich hier niederschreiben und mit Bildern versehen.

Das Wetter spielte natürlich eine Rolle, unterwegs wollte ich nur dann sein, wenn es schön war, aber es gab auch genug Abenteuer, die man bei schlechtem Wetter erleben konnte.

Baumwipfelpfad 07.04.2017

"Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) bieten ihren Kunden an ausgewählten Wochenenden im März und April das „Shopping-Ticket“ als zeitlich begrenztes Sonderangebot an. Bei dem Shopping-Ticket handelt es sich um eine Tageskarte, die netzweit gültig ist und insbesondere für die Fahrt zum Einkaufen in der Stadt Karlsruhe genutzt werden soll."
Baumwipfelpfad Baumwipfelpfad Das Shopping-Ticket kostete 3 EUR, ein unschlagbarer Preis. Wie könnte man das nutzen? Da es netzweit gültig war, konnte man es doch auch für eine Fahrt in weiter entferntere Orte für einen Ausflug nutzen. Das Wetter war gut, also nutzte ich das Ticket für eine Fahrt zum Baumwipfelpfad in Bad Wildbad. Ich war schon lange nicht mehr in Bad Wildbad, mit der Stadtbahn bin ich noch nie dorthin gefahren.
Ich fragte meinen Schwager, ob er nicht Lust hätte mich zu begleiten und so machten er, seine Lebengefährtin und ich uns auf den Weg.
Der Durchgangsverkehr wurde in Bad Wildbad durch einen Tunnel unter der Stadt hindurch geführt, so dass die Innenstadt verkehrsberuhigt war und man gemütlich an der Enz und den parallel verlaufenden Straßen spazieren gehen konnte. Nur die Stadtbahn nutzte den Weg entlang der Enz, man konnte seit ein paar Jahren bis zum Kurpark fahren, das erhöhte die Attraktivität der Bahn deutlich, der Bahnhof lag etwas vor der Stadt, dort endete früher die Bahn.
Baumwipfelpfad Baumwipfelpfad Für den Baumwipfelpfad gab es ein Kombiticket das die Fahrt mit der Sommerbergbahn und den Eintritt einschloss. Die Sommerbergbahn war schon über 100 Jahre alt, die Schienenneigung betrug zwischen 20 und 29 Grad. Die neuen Wagen hatten ein Glasdach, so dass man während der Fahrt einen schönen Ausblick auf die Stadt hatte. Bekannt war der Sommerberg hauptsächlich bei Downhill-Mountainbikern, der Bikepark gehörte zu den größten in Deutschland.
Unser Ziel war der Baumwipfelpfad, den es seit einigen Jahren auf dem Sommerberg gab. Es war schon ein komisches Gefühl sich auf einem langsam ansteigenden Weg immer weiter vom Waldboden zu entfernen. An einigen Stationen konnte man sich über Themen rund um den Wald und die Holzwirtschaft, aber auch über die Tiere im Wald, informieren. Am Ende ging es 40 Meter in einer becherförmigen Spirale nach oben und, wer Lust hatte, konnte mit einer Rutsche wieder hinunter rutschen. Von oben hatte man einen phantastischen Rundumblick, man sagte, bei klarer Sicht könnte man bis zu den Alpen sehen (was ich für ein Gerücht halte, wir hatten zwar klares Wetter, konnten aber die Alpen nicht sehen.)

Nach diesem ersten Abenteuer fuhren wir wieder mit der Sommerbergbahn hinunter ins Tal. Wir machten einen Abstecher in das "Haus des Gastes", dem ehemaligen König Karls Bad, das für Veranstaltungen genutzt wurde.
Sommerbergbahn König Karls Bad Kurz danach erreichten wir den Kurpark. In einem Cafe stärkten wir uns mit einem Stück Kuchen und einer Tasse Kaffee bevor wir mit der Stadtbahn wieder in Richtung Pforzheim fuhren.
Jedes Jahr im Juli findet in Bad Wildbad das Rossini-Festival statt mit verschiedenen Konzerten und Opernaufführungen unter anderem auch im Turm des Baumwipfelpfads.
Auch das Palais Thermal ist sicherlich ein Besuch wert.

So kann man noch weitere Abenteuer in Bad Wildbad erleben, den Kurpark hatten wir heute nur zu einem kleinen Teil besucht

Karlsruhes Westen 24.04.2017

Die BNN veröffentlichten ab und zu Wander- und Radtourentipps für Touren im Schwarzwald, der Rheinebene und der Pfalz. In der letzten Woche wurde eine familienfreundliche Radtour durch den Karlsruher Westen vorgestellt.
KA-Westen KA-Westen "Die Fächerstadt liegt zwar am Rhein, ist aber nicht gerade dafür bekannt, eine Stadt zu sein, in der das Leben sich am Wasser abspielt." sagte die Beschreibung der Tour. Sie begann am Entenfang und endete im Schlossgarten.
Am 24.04. war das Wetter schön und ich entschloss mich, die Tour zu machen.
Die erste Etappe von Ettlingen bis zum Entenfang war der gewohnte Weg, den ich früher oft zur Arbeit gefahren bin. Ab dort begann der beschriebene Radweg "Flüsse, Seen und Industrieromantik". Die Alb ist an einigen Stellen renaturiert worden und der Radweg etwas besser ausgebaut worden. Grosse, alte Pappeln säumten den Weg, vorbei an der Maria-Hilf Kapelle konnte man ruhig und entspannt entlang der Alb radeln.
Am Thomaswehr wurde Wasser zur Appenmühle abgeleitet, schon seit 1925 wurde das Wasser zur Stromerzeugung genutzt. In einem der Gebäude befand sich ein persisches Restaurant, das aber an diesem Montag geschlossen hatte.
KA-Westen KA-Westen Der Albuferweg endete am Sonnenbad, dem Karlsruher Freibad, dass von Mitte Februar bis zum 1. Advent geöffnet hatte.
Hier musste man über eine Fußgängerbrücke die vielbefahrene Rheinhafenstrasse überqueren. Dann folgte man der Radwegebeschilderung nach Maxau. Irgendwo habe ich ein Schild übersehen, ich fuhr über die Wikingerstrasse bis zum Depot des KVV, dort musste ich umdrehen und zurück fahren. Über die Nordbeckenstrasse und "Im Schlehert" ging es in Richtung Hafeneinfahrt und zum Rhein. Rechts lag der Karlsruher Energieberg, eine ehemalige Mülldeponie.
Bald erreichte ich das mächtige Sperrwerk, dass den Rheinhafen vor Hochwasser schützte und dahinter sah ich das grosse Dampfkraftwerk.
"Industrieromantik" ist wohl etwas übertrieben, wie in jedem Hafengebiet war hier die etwas grobere Industrie angesiedelt, die auf die Versorgung durch Schiffe setzte. (Schrott, Kohle für das Kraftwerk, Container, Kies).
KA-Westen KA-Westen Erstaunlich war, dass direkt neben der Hafeneinfahrt ein Naturschutzgebiet war, der Knielinger See. Zwischen dem See und dem Rhein war das Tulladenkmal und das Hofgut Maxau, das Restaurant und der Hofladen hatten geschlossen, es war nur am Wochenende geöffnet. Am Rhein gab es einige schöne Sitzbänke von denen man die Schiffe beobachten konnte. Nach der Rheinbrücke bog der Radweg nach rechts ab, man musste sich jetzt in Richtung Philippsburg halten, ich fuhr ein Stück entlang der B10 bis ich an einer Abzweigung nach links abbog um wieder an der Alb entlang zu fahren.
Auf einem schönen, ruhigen Weg fuhr ich man mitten durch die Miro-Raffinerie, links und rechts konnte man die Tanks sehen, 4 Kilometer ging es geradeaus bis zum Naturschutzgebiet "Kleiner Bodensee". Dort mündete der Hauptsammelkanal in die Alb. Auf dem Radweg fuhr ich jetzt in Richtung Neureut, durch den Ortsteil in den Hardwald und über die Knielinger Allee zum Ziel, dem Karlsruher Schlosspark.

KA-Westen KA-Westen

Dort legte ich eine längere Pause ein bevor ich durch die baustellengeplagte Innenstadt nach Ettlingen zurück fuhr.

Mit An- und Abfahrt von und nach Ettlingen kamen rund 50 Kilometer zusammen.

Auf den Spuren von Karl von Drais 16.05.2017

Ein anderer Radtourentipp der BNN war eine Tour durch Karlsruhe auf den Spuren von Karl von Drais.
Er gilt als der Erfinder des Ur-Fahrrads, eine Laufmaschine mit Lenkung. Im Jahr 1815 brach der Vulkan Tambora in Indonesien aus der mit seinem Staub die Atmosphäre verdunkelte und dafür sorgte, dass 1816 als das "Jahr ohne Sommer" in die Geschichte einging. Große Hungersnöte waren die Folge, weil die Ernten ausblieben. Im Jahre 1817 gab es ein großes Pferdesterben wegen Futtermittelknappheit, somit auch keine Reittiere. Karl von Drais erfand das Laufrad.
Bei einer Testfahrt von Mannheim zu einer Relaisstation bei Schwetzingen erreichte er immerhin eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 km/h. Drais-Statue KA-Schloss-Riesenräder
200 Jahre Ur-Fahrrad, das wurde in Karlsruhe und in Mannheim gross gefeiert, es gab Sonderausstellungen im Mannheimer Technoseum und in Karlsruhe vor dem Schloss wurden zwei Riesenräder aufgebaut.
Die Fahrradtour berührte markante Punkte in Drais Leben, sein Geburtshaus, sein Wohnhaus und die Drais-Statue in der Beiertheimer Allee sowie sein Grab auf dem Hauptfriedhof. Und natürlich durfte auch das Schloss mit den beiden Riesenrädern nicht fehlen.

Weibertreu 15.07.2017

Laura wohnte seit 4 Jahren in Weinsberg. Von ihrem Küchenfenster aus konnte man den Weinberg mit der Ruine Weibertreu auf der Spitze sehen. Der Aufstieg sah sehr steil aus, aber am 15.07. waren wir zu Besuch bei Laura (Rita wollte bei Laura ein Frauenkaffeekränzchen veranstalten) und nach Kaffee und Kuchen (ich war ja nur geduldeter Gast) machte ich mich auf den Weg um die Burgruine zu erkunden. Hinter der Kirche war ein Parkplatz von dem aus man den Berg erklimmen konnte.
Weibertreu Weibertreu
Der Weg war steil, führte aber sehr schön durch die Weinberge, man hatte eine schöne Aussicht über Weinsberg und die Hügel rund um Heilbronn. Die Besichtigung der Burg kostete 2 EUR, die dem Erhalt der Anlage zu Gute kamen.
Wie kam die Burg zu ihrem Namen?
1140 war die Burg im Besitz der Welfen, die sich mit den Staufern um die Macht im Reich stritten. König Konrad III., in seinem Gefolge sein Bruder Friedrich II. von Schwaben und mehrere Bischöfe und Fürsten (u. a. Markgraf Hermann III. von Baden), belagerte die Burg mehrere Wochen lang und schlug am 21. Dezember 1140 in offener Feldschlacht den zum Entsatz heraneilenden Welf VI. Kurz darauf ergab sich die Burg. Dem Bericht der Kölner Königschronik zufolge versprach der König den Frauen auf der Burg Weinsberg freien Abzug und gab die Erlaubnis, "dass jede forttragen dürfte, was sie auf ihren Schultern vermöchte". Auf die Männer wartete der Tod. Die Frauen nahmen den König beim Wort und trugen ihre Männer auf dem Rücken herab, denen sie so das Leben retteten, da der König sein Wort hielt. Die Frauen wurden als Treue Weiber von Weinsberg bekannt, und die Burg kam aufgrund dieser Begebenheit zu ihrem Namen Weibertreu (vermutlich im Lauf des 18. Jahrhunderts).
Die Burg bot schöne Motive für Hochzeitsbilder und während meines Besuchs war eine Hochzeitsgesellschaft unterwegs um dort mit professioneller Hilfe Bilder des schönsten Tags im Leben zu machen.
Zum Abstieg benutzte ich den offiziellen, sehr steilen Weg durch die Burgtore und fand es erstaunlich, dass die Frauen mit den Männern auf dem Rücken diesen Weg hinuntergelaufen sind.

Bruchsal 22.08.2017

Es war ein schöner Tag, nicht zu heiß für eine Fahrradtour. Nach dem Mittagessen machte ich mich auf den Weg nach Untergrombach Michaelsberg Schloss Bruchsal Bruchsal. Ich folgte dem Paneuroparadweg in Richtung Norden. Von Ettlingen aus führte er bis kurz vor Grötzingen entlang der B3, aber dann konnte man auf Wald- und Wirtschaftswegen abseits der grossen Strassen fahren. Teilweise war der Weg naturbelassen, teilweise mit Knochensteinen gepflaster, in diesem Bereich war der Weg ziemlich holperig, teilweise schön geteert. An der Bahnlinie zwischen Karlsruhe und Bruchsal wurde gearbeitet, es fuhren keine Züge, ein Schienenersatzverkehr mit Bussen war eingerichtet worden.
Es ging am Baggersee Weingarten vorbei und nach einigen Irrungen und Verwirrungen (der Radweg war manchmal etwas irreführend ausgeschildert) erreichte ich Untergrombach und konnte auf dem Berg die Michaelskapelle sehen. Da der Paneuroparadweg ein international bekannter Radweg ist, begegneten mir auch einige Tourenradler.
Wegen der Bauarbeiten an der Bahnlinie wurde der Radweg in die Innenstadt umgeleitet und in diesem Fall war die Umleitung vorbildlich ausgeschildert. Ich erreichte den Bahnhof und fuhr weiter zum Schloss meinem eigentlichen Ziel.
Schloss Bruchsal Schloss Bruchsal Ich bewunderte zunächst die Fassade von außen, mit den Gemälden in 3-D Technik. Es faszinierte mich, wie man mit der Darstellung von Licht und Schatten diesen Effekt erzielen konnte.
Da die Zeit doch schon etwas fortgeschritten war, konnte ich leider keine Besichtigung machen, in der Zeitung waren mehrere Berichte, dass man neue Räumlichkeiten eingerichtet hat, die jetzt der Öffentlichkeit zugänglich sind. Auch das Musikautomatenmuseum ist ein Besuch wert. Wenn die Bahnlinie wieder in Betrieb ist, werde ich noch einmal mit der Bahn kommen und die Museen besuchen.
Zurück wollte ich nicht mit dem Fahrrad, sondern mit der Bahn fahren. Der Schienenersatzverkehr nimmt keine Fahrräder mit, als Ausweg blieb eine Fahrt über Graben-Neudorf nach Karlsruhe. Bis zur Abfahrt hatte ich noch eine halbe Stunde Zeit, so dass ich mir noch einen Eiskaffee in der Innenstadt gönnen konnte.
Der Zug war eine rote S-Bahn und wurde von einigen Radlern benutzt, aber durch die Länge des Zuges war alles gut verteilt.

Karlsruhe 01.04.2019

An diesem schönen Frühlingstag wollte ich an die Touren von 2017 anknüpfen. Hofgut Scheibenhardt Doerfle am Fasanenplatz 2018 bekam ich zum Geburtstag einen Radführer mit Radtouren rund um Karlsruhe geschenkt, dort waren auch die beiden Touren, die ich weiter oben schon beschrieben habe, aufgeführt. Heute wollte ich weitere Touren zumindest anschneiden. Mein Hauptaugenmerk wollte ich auf das "Dörfle" legen, das älteste Karlsruher Stadtviertel, das im Zuge einer Stadtrenovierung abgerissen wurde und nur noch ansatzweise existierte.
Ich hatte mir ein Buch über das Dörfle gekauft in dem viele Geschichten und Anekdoten aufgeschrieben waren, dieses Buch hatte mich zu dem Ausflug inspiriert.
Die Tour führte mich durch Ettlingen-West über die Fußgängerbrücke zum Ettlinger Trimm-Dich-Pfad und weiter, immer geradeaus zum Hofgut Scheibenhardt. Das Gut wurde Ende des 17. Jahrhunderts von Markgräfin Sybilla Augusta als Jagdschloß errichtet. Heute ist es Teil der Kunstakademie und drumherum wurde ein Golfplatz angelegt.
Durch einen langgezogenen Park in Karlsruhe Oberreut gelangte ich zur Straßenbahnbrücke an der Bannwaldallee und weiter zur Europahalle. Etwas weiter überquerte ich die Kriegstraße und bog auf der Sofienstraße nach links in Richtung Gutenbergplatz ab. Der Platz war zum größten Teil zugeparkt, nur im hinteren Teil am Krautkopfbrunnen gab es einen Biergarten. Der Brunnen wurde 1905 gebaut und verdankt seinen Namen dem Krautkopf, der die kuppelartigen Metallrippen krönt. Am Brunnen bewunderte ich die schönen Tulpenrabatte in den badischen Landesfarben.
Mein nächster kurzer Halt war der Stefanplatz. Bereits der Entwurf des Stephanienbrunnens sorgte für viel Diskussionsstoff, weil in der Mitte eine nackte Quellnymphe stand die "das weibliche Anstandsgefühl verletzte". (Bei Wikipedia kann man die ganze Geschichte nachlesen).
Doerfle am Künstlerhaus Altersruhesitz für Elefanten Ich fuhr dann über die Waldstraße, vorbei am Bundesverfassungsgericht zum Schloß. Nach einer kurzen Rast ging es über die Adlerstraße und die Zähringerstraße, über die Radlerbrücke zu meinem eigentlichen Ziel, dem Dörfle. Der Pfannenstiel, wie das Gebiet auch genannt wurde, beherbergte die Arbeiter, die die Stadt Karlsruhe aufbauten, es ist also der älteste Stadtteil. Die Kapellenstraße überdeckt den Landgraben, einen Kanal, der benutzt wurde, um Steine für die Bauwerke von Durlach in die neue Stadt zu transportieren.
(Hier noch ein Link zum Dörfle) Wie man sich vorstellen kann, zog es auch viel zwielichtiges Volk an, die Straßen waren ungeordnet, so daß man sich entschloss, das ganze Gebiet zu sanieren. Nur im östlichen Teil ist noch ein wenig vom Charme der alten, kleinen, geduckten Häuser erhalten geblieben und Kneipen wie das Cafe Wien (jetzt ein Oxford Pub), der Pfannestiel und die Dorfschänke erinnern an das alte Stadtviertel.
Über den Lidellplatz ging es zurück zum Marktplatz und entlang der Ettlinger Straße bis zur Brücke über den Stadtgarten. Im Karlsruher Zoo gibt es einen Altersruhesitz für Elefanten, den man von der Brücke aus gut einsehen konnte. Über den Hauptbahnhof und den Albtalbahnhof ging es zurück nach Ettlingen.

Wildseemoor 07.07.2020

Coronazeit bedeutete, dass viele Menschen ihren Urlaub in der Heimat verbrachten. Da ich zeitlich nicht an bestimmte Tage gebunden war beschloss ich, an einem Dienstag einen kleinen Traum wahr zu machen: Eine Radtour über die Höhen des Nordschwarzwalds von Bad Wildbad nach Bad Herrenalb. auf dem Sommerberg an den 5 BäumenDie Tour sollte auf dem Sommerberg beginnen, an den markanten Punkten 5 Bäume und der Grünhütte vorbeiführen bis zum Wildseemoor. Dieses Ziel hatte ich schon seit etwa 30 Jahren im Kopf, aber leider noch nie die Gelegenheit einmal dorthin zu gelangen. Weiter sollte die Tour an der Kreuzlehütte, dem Langmartskopf und der Hahnenfalzhütte hinunter nach Bad Herrenalb führen.
Rita brachte mich zum Sommerberg, dem Startpunkt der Tour. Es waren viele Wanderer unterwegs, die Sommerbergbahn entliess bei jeder Fahrt einen großen Pulk, die den Mittelweg in Angriff nahmen, oder einfach nur die Attraktionen vor Ort besuchen wollten. Da es auch einen Mountainbike Parcours gab, wurden Fußgänger und Radler auf dem Peter-Liebig-Weg über unterschiedliche Wege geleitet.
Das erste Ziel war der Rastplatz "5 Bäume". Dort standen auf einer Lichtung viele "Fingerhut"-Stauden, die um diese Jahreszeit in voller Blüte standen. Vorsicht! Alle Teile der Pflanze sind hochgiftig.
Gruenhuette an den 5 Bäumen Das Besondere an dem Rastplatz war eine Wiese mit einigen Liegstühlen, auf denen man relaxen und den Geräuschen des Waldes lauschen konnte (bzw. dem Lärmen der Wanderer).
Der Weg war ziemlich hügelig, dazu naturbelassen, so dass ich überwiegend auf dem kleinsten Ritzel gefahren bin. Ich bin extra an einem Dienstag gefahren, weil ich der Meinung war, dass dann nicht so viele Leute unterwegs sein würden, aber das war ein Trugschluss: schätzungsweise hundert Wanderer habe ich überholt, Radler waren es nur einige wenige die mir begegnet sind.
So erreichte ich nach etwa 5 Kilometern die Grünhütte. Dort waren viele Tische besetzt, ich ging durch die Gaststube und stellte mich in der Schlange an und bestellte einen Pfannkuchen mit Heidelbeeren; wie berichtet wurde, war das die Spezialität. An einem großen Tisch im Freien beobachtete ich einige Zeit das Treiben (man konnte auch von außen sein Essen bestellen, da war aber die Schlange deutlich länger), genoß mein Essen und eine Apfelschorle bevor ich zu meinem eigentlichen Ziel, dem Wildseemoor aufbrach.
Wildseemoor Wildgehege in Kaltenbronn Der offizielle Weg wurde außen herum geleitet, der See war über einen Holzbohlenweg erreichbar, der aber nicht mit dem Fahrrad befahrbar war. Einige Fahrräder stand am Beginn des Weges, ich wollte aber nicht den gleichen Weg zurück gehen, so das ich mein Fahrrad über den Weg schob.
Das Wildseemoor ist das größte Hochmoor in Deutschland und Naturschutzgebiet. Am See im Zentrum waren mehrere Sitzbänke, auf denen man die eigenartige Landschaft genießen konnte. Moorkiefern und Birken bestimmten die Flora, am See wuchs auch Wollgras. Wenn nicht gerade Wanderer über den Bohlenweg liefen, umgab mich eine erholsame Stille. Hier verweilte ich einige Zeit bevor ich auf dem Holzbohlenweg weiterging. An mehreren Stellen warnten Schilder vor dem Verlassen des Weges, das Sumpfgebiet war nicht ungefährlich und die vielen seltenen Pflanzen sollte man auch nicht zertrampeln.
Der Holzbohlenweg war insgesamt etwa 2 Kilometer lang, kurz vor der Leonhardhütte traf er auf den normalen Wanderweg. Von hier ging es zum Kaltenbronn, vorbei am Wildgehege mit Rehen, einem Hirsch und auch 2 Rehkitzen.
Die letzte Etappe ging über die Kreuzlehütte und den Langmartskopf, die Hahnenfalzhütte und die Talwiesenschänke hinunter nach Bad Herrenalb. Die Verwüstungen durch den Orkan Lothar waren noch an vielen Stellen zu erkennen, obwohl die Natur nach 20 Jahren einen Teil des verwüsteten Geländes zurückerobert hat. Blick zur Talwiese Bad HerrenalbVom Langmartskopf hatte man eine schöne Fernsicht auf die Talwiese und das Rheintal, das sich im Dunst der Abendsonne verlor.
Vor dem Kurhaus in Bad Herrenalb verschnaufte ich noch ein wenig, bevor mich Rita mit dem Auto abholte.
Das war einen sehr schöne Tour über den Nordschwarzwald und einer meiner lang gehegten Wünsche, einmal das Wildseemoor zu besuchen, ist damit in Erfüllung gegangen.

Sommer 2022

Die Menschheit wurde in letzter Zeit ziemlich gebeutelt. Zuerst die Corona-Pandemie, die das Gesundheitswesen 2 Jahre vor sich her trieb mit immer neuen Schreckensmeldungen über Virusmutationen. Es wurden Impfstoffe entwickelt, es gab ein großes Hin und Her wer geimpft werden durfte und wer nicht, noch warten sollte, zuerst waren es 2 Impfungen, dann 3, momentan stehen wir kurz vor der vierten Impfung. Im Februar 2022, also fast genau 2 Jahre nach dem ersten Auftreten von Corona, fiel der russische Diktator Putin in der Ukraine ein, ein Angriff auf die demokratische Welt. Die Ukraine wehrte sich heftig, damit hatte Putin nicht gerechnet, die westlichen Staaten, allen voran die USA, unterstützten die Ukraine in ihrem Kampf gegen den Agressor.
Bestürzt stellte man fest, dass Deutschland sich in den letzten Jahrzenten einseitig von russischen Energielieferungen abhängig gemacht hatte und damit diesen Krieg mit finanziert hat. Energiepreise stiegen exponentiell, Spritpreise von über 2 EUR wurden zur Normalität. Um die Menschen auf den ÖPNV aufmerksam zu machen und vielleicht zum Umsteigen zu bewegen, wurde für 3 Monate ein Monatsticket für 9 EUR eingeführt. Es galt in der gesamten Republik im Nahverkehr. Damit konnte man, wie seinerzeit mit dem Schönen Wochenende an Wochenenden, diese Mal gemütlich 3 Monate Urlaub in ganz Deutschland machen.
Wenn man Zeit hat ist das sicher eine Herausforderung.

Das 9-Euro Abenteuer

Ich wollte es wissen. Mehrfach war in den Medien zu lesen, dass es durch das 9-Euroticket im Nahverkehr zu chaotischen Verhältnissen gekommen ist. Übervolle Bahnsteige, brechend volle Züge, Reisende mit und ohne Fahrräder, die nicht mitgenommen werden konnten und genervte Bahnmitarbeiter. Auch beim "Schönen Wochenende" gab es Zugverbindungen die stark fequentiert waren, aber auch Strecken in denen man problemlos mitfahren konnte. Wie ist es? Sind die Verhältnisse wirklich so chaotisch, wie sie geschildert wurden?

17.06.2022, The Länd, Zug um Zug

Am Brückentag nach Fronleichnam machte ich mich auf den Weg. Ich wollte Baden-Württemberg, "The Länd", umrunden. Ich teilte die Tour in eine Nord- und eine Südschleife, heute begann ich mit der Nordschleife.
Gegen 9 Uhr begann das Abenteuer. Bis wohin würde ich kommen, ohne überfüllte Züge? Ich hatte mir Alternativrouten ausgedacht um dem Chaos zu entgehen. Die erste Etappe war die S3 von Karlsruhe nach Heidelberg. Aus der Erfahrung mit dem "Schönen Wochenende" wußte ich, dass man die besten Chancen auf einen Sitzplatz hat, wenn man am Startpunkt des Zuges einsteigt. Der Zug stand bereit, wir fuhren los und es gab noch genug freie Sitzplätze. In Durlach stiegen weitere Personen, teilweise mit Fahrrädern, ein, aber alles war entspannt. Unterwegs kontrollierte der Schaffner die Fahrkarten. In Bad Schönborn stiegen noch einmal mehrere Personen zu, aber es waren längst nicht alle Plätze belegt.
In Heidelberg stieg ich aus, die S3 fuhr weiter nach Mannheim und Speyer.
Im Bahnhof und auf dem Vorplatz gab es verschiedene Verkaufsstände, unter anderem ein Bäcker, bei ihm deckte ich mich mit Verpflegung für unterwegs ein.
Die nächste Etappe war Heilbronn, eine schöne Fahrt entlang des Neckar, auf dem Fluß waren Paddler stehend oder sitzend unterwegs, einige Burgen konnte man sehen und die Zinnen der Kaiserpfalz in Bad Wimpfen. Es war schön, mal wieder in einem Zug zu sitzen und die Landschaft vorbeiziehen zu lassen. Die Schaffnerin, die die Fahrkarten kontrollierte war sehr nett und freundlich. Viele Erinnerungen waren mit der Fahrt durch den Norden von The Land verbunden: Bad Friedrichshall, Schloss Lehen, hier feierte meine Tochter ihre Hochzeit, Heilbronn, der Wohn- und Arbeitsort meiner Tochter und ihres Ehemanns.
In Heilbronn sah ich auch Bahnen des KVV, die diesen Bereich abdeckten, sie fuhren nach Bad Rappenau und Sinsheim. Eigentlich wollte ich auch "Badisch Sibirien" abfahren, aber das hätte einen längeren Aufenthalt in Heilbronn bedeutet, also fuhr ich nicht über Lauda, sondern auf ausgetretenen Pfaden mit vielen Erinnerungen über Weinsberg, Willsbach, Öhringen, Waldenburg und Schwäbisch Hall nach Crailsheim.
Dichte Besiedelung und Weinbau prägten die Landschaft im Weinsberger Tal, je weiter ich nach Südosten kam war wurde die Besiedelung spärlicher und traditionelle Landwirtschaft bestimmte das Bild. Neuenstein, Wackershofen mit dem hohenloher Freilandmuseum und Schwäbisch Hall lohnen sich für einen weiteren, aber längeren Aufenthalt.
Mit dem MEX13 fuhr ich von Crailsheim über Ellwangen und Aalen jagstaufwärts, überquerte unbemerkt die Wasserscheide zwischen Jagst und Rems und fuhr über Schwäbisch Gemünd, Schorndorf und Waiblingen remsabwärts nach Stuttgart.
An den größeren Kreuzungsbahnhöfen wie Aalen und Schorndorf füllte sich der Zug, aber es waren immer noch vereinzelt Sitzplätze frei. Draußen herrschten mittlerweile sommerliche Temperaturen, die Züge waren klimatisiert, teilweise ziemlich heftig, teilweise moderat gekühlt.
In Stuttgart überlegte ich, was ich tun sollte: der IRE1 fuhr direkt nach Karlsruhe, der RB17a und 17c wurde in Mühlacker getrennt und fuhr nach Pforzheim und Bruchsal. Die Medien berichteten vom großen Chaos im IRE und das man den RB nutzen sollte, deshalb nahm ich den 17c nach Bruchsal, dort oder in Bretten hätte ich Anschluß mit der S-Bahn nach Karlsruhe. Während der Fahrt überlegte ich hin und her und sagte, ok, probieren wir es mit dem IRE. Ich stieg in Vaihingen Enz aus, wartete auf den IRE und war überrascht, dass es auch dort freie Sitzplätze gab. In Pforzheim füllte sich der Zug noch einmal, aber weit entfernt vom Chaos.
Das einzige Problem hatte ich in Karlsruhe wo uns der Fahrer der Linie 1 einfach stehen ließ, weil viele Leute an der letzten Tür ausstiegen und wieder einsteigen wollten. Leider war es kein Doppelzug, sondern nur eine Einzelbahn, man hätte sich besser verteilen müssen.

Der erste Eindruck war vergleichbar mit den Anfangszeiten des Schönen Wochenendes: alle wollten es ausprobieren, aber nach ein paar Fahrten war es für eine größere Tour zu stressig (Siehe Test einer Redakteurin der BNN die von Karlsruhe nach Sylt und zurück fuhr: "das nächste Mal mit dem ICE"), dafür ist das Ticket nicht gedacht. Aber man kann viele schöne Ziele in der Umgebung ansteuern, unter der Woche wohl auch ziemlich entspannt. Am Wochenende sind die Züge auf den touristisch interessanten Strecken sicherlich immer sehr voll.

02.08.2022, der größte Marktplatz Deutschlands

der größte Martplatz Deutschlands

Eine Fahrt von der Rheinebene auf die Schwarzwaldhöhen, nach Freudenstadt zum größten Marktplatz Deutschlands und den umgebenden Straßen, die ähnlich wie in einem Mühlespiel angeordnet sind.
Die S8 fuhr durch das schöne Murgtal hinauf in den Schwarzwald, viele Radler und Wanderer benutzten die Bahn. Es war ein Doppelzug, aber der hintere Teil wurde in Forbach abgehängt. Dort füllte sich der vordere Teil des Zugs, eine lautstark lamentierende Frau setzte sich zu mir, anscheinend war sie mit sich und der Welt nicht zufrieden, denn sie schwallte mich mit allem möglichen zu, aber als es um Wandern und Radfahren ging, war sie etwas zugänglicher.
Der größte Marktplatz Deutschlands wurde gesäumt von einigen hübschen Brunnen, die angrenzenden Gebäude hatte sehr schöne, schattige Arkaden.
Freudenstadt Freudenstadt In der Stadtgeschichte konnte man lesen, dass die Grundanlage der Stadt 1599 begann. In der Mitte des Marktplatzes war ein Schloss geplant, das aber nie verwirklicht wurde, ebenso wie der Ausbau der Stadt zu einer Festung.
An der Stelle des Schlosses gibt es jetzt Wasserspiele, die bei dem heißen Wetter bei den Kindern großen Zuspruch fanden. Ich kehrte im Turmbräu ein, aber anscheinend sind Singles als Gäste nicht lukrativ genug. Es ist mir nicht gelungen eine Bedienung auf mich aufmerksam zu machen, man legte mir zwar eine Speisekarte hin und nahme sie nach einiger Zeit wieder weg ohne nach meinen Wünschen zu fragen. Nun gut, es gab andere Möglichkeiten sich mit Essen und Trinken zu versorgen.
Auf dem Weg zum Hauptbahnhof kam ich an einer Bäckerei vorbei, dort kaufte ich mir ein belegtes Brötchen und am Bahnhof gab es einen grossen Kiosk mit einem breit gefächerten Angebot.
Neben Eutingen ist Hochdorf ein Kreuzungspunkt im Gäu. Von hier zweigte die "Kulturbahn" ab durch das Nagoldtal nach Pforzheim. Nachdem der Besuch im Turmbräu ein Flop war, entschloss ich den Nachmittagskaffee in Bad Liebenzell einzunehmen. Ich spazierte entlang der Nagold durch den schön angelegten Kurpark und erfrischte mich mit einem Eis und einem kühlen Getränk im Biergarten des Kurhauses. Freudenstadt Bad Liebenzell Die Kulturbahn ist ein kleiner Dieseltriebwagen mit einer begrenzten Anzahl Sitzplätze. Einige Radler und etwa 6 Mütter mit Kinderwägen verstopften die Eingangsbereiche, glücklicherweise stiegen sie schon bald wieder aus. Der Berufsverkehr hatte begonnen, der IRE von Stuttgart nach Karlsruhe war ziemlich gut besetzt. Problemlos erreichte ich Karlsruhe und hatte direkt Anschluss mit der S11 nach Ettlingen.

16.08.-19.08.2022, Enkelbesuch

Mein Sohn hatte einige Umräumarbeiten in seiner Wohnung zu machen und ich bot mich an, ihm zu helfen. In der Woche nach dem 15.08., ein Feiertag in Bayern, hatte er Urlaub und ich machte mich auf den Weg zu seiner Familie. Er wohnte in einem Dorf zwischen Augsburg und München. Die Hauptmagistrale von Karlsruhe über Stuttgart, Ulm, Augsburg nach München war einer der vielbefahrenen Strecken im ÖPNV. Immer wieder warnte die DB vor hoher Auslastung der Züge und der Problematik mit dem Fahrradtransport, der nicht immer garantiert werden könne.
Die Fahrt war schon ziemlich heftig. Der IRE nach Stuttgart war schon gut besetzt, wenn auch nicht übervoll. Der RE von Stuttgart nach Ulm war sehr voll, er fuhr auch weiter nach Lindau am Bodensee, ein begehrtes Reiseziel für Radfahrer. Der Fuggerexpress von Ulm nach Augsburg war extrem. Nur eine Zugeinheit, die natürlich übermäßig gefüllt war, ein Radfahrer blockierte 4 Klappsitze, glücklicherweise stieg er nach 2 Stationen aus und ich hatte einen Sitzplatz. Der Fuggerexpress bummelte durch die Landschaft, hielt an vielen Stationen, allein in Augsburg 3 mal. Eigentlich wollte ich weiter nach Mering, wo mich mein Sohn abholten wollte, aber wegen eines Notarzteinsatzes auf der Strecke endete der Zug in Augsburg. Ich rief meinen Sohn an und fragte, was ich tun sollte, er riet mir mit der Straßenbahn nach Friedberg zu fahren, die Bahn fuhr direkt vom Hauptbahnhof ab. Er holte mich an dem P+R-Parkplatz ab, zusammen mit meinem Enkel. So bin ich doch noch gut angekommen.
Die Rückfahrt musste ich am Freitagnachmittag machen, zu einer Zeit in der die Züge immer sehr voll sind. Ich richtete mich darauf ein, weite Strecken im Stehen zu verbringen. Die Fahrt mit der BRB von Friedberg nach Augsburg war noch sehr entspannt, aber der RE von Augsburg nach Ulm, ein langer Zug mit Doppelstockwagen, war sehr voll. Ich fand einen einigermaßen ruhigen Stehplatz im vorderen Zugteil, bis ein freundlicher Mann mir seinen Sitzplatz anbot, weil er auf die Toilette musste. Als er zurückkam, blieb er stehen und überließ mir den Sitzplatz. Der Zug war ein Expresszug, er kam von München und hielt unterwegs nur in Augsburg.
In Ulm stand der RE nach Stuttgart schon abfahrbereit, aber auch dieser Zug war schon übermäßig gut besetzt, in einem Wagen stauten sich viele Fahrräder, auch in meinem Zugteil blockierten Fahrräder einige Klappsitze.
In Göppingen stieg ein Mann aus, so dass ich mich setzen konnte, eine Frau mit einem Fahrrad und zusätzlichem Bob Yak hatte Stress beim Aussteigen, da die Tür auf der rechten Seite blockierte und sie mit ihrem ganzen Gepäck einschließlich Fahrrad und Bob Yak durch den Wagen zum anderen Ausstieg drängeln musste.
In Stuttgart stand der IRE nach Karlsruhe auch schon abfahrbereit und ein Bahnbediensteter meinte, im vorderen Zugteil gäbe es noch freie Sitzplätze, also machte ich mich dorthin auf den Weg und tatsächlich, ich fand noch einen Platz fast ganz vorne. Das hatte den Vorteil, dass man in Karlsruhe nur kurze Wege bis zur Treppe hatte.
Alles in allem bin ich gut angekommen, die Züge waren einigermaßen pünktlich und außer dem unerwarteten Fahrtende in Augsburg auf der Hinfahrt gab es keine Vorkommnisse.

Kleines Fazit zum 9-Euro Ticket

Es war so etwas wie ein Stresstest für den ÖPNV. Die Erwartungen an das Ticket waren andere, man wollte hauptsächlich Berufstätige dazu bringen über eine Fahrt zur Arbeit mit dem ÖPNV nachzudenken. Das hat nur zu einem kleinen Teil funktioniert. Allerdings hat der Freizeitbereich davon profitiert. Die Aktion fand in den Sommerferien statt, einer Zeit, in der Radler, Wanderer und Kunst- und Kulturinteressierte unterwegs sind. Das Hotel- und Gaststättengewerbe hat Umsatz gemacht, die Gäste konnten unbeschwert Weinproben machen, der Aperol-Spritz oder Hugo mundeten besonders gut, da man wußte, dass man nicht auf das Auto angewiesen war.
Harald Schmidt hat den Hauptvorteil auf den Punkt gebracht: In einem Interview sagte er, er fand es toll einfach so irgendwo in einen Bus oder in eine Bahn einzusteigen ohne sich über Tarifwaben und Verkehrsverbundgrenzen Gedanken machen zu müssen.Es ist ein kaum noch zu überschauender Flickenteppich von Tarifen, Vergünstigungen und Gästekarten die es in den Touristenregionen gibt. Tabula rasa, ein Ticket für 15 - 20 Euro pro Woche wäre eine gute Lösung, dann käme man auf 65 - 80 Euro für den ganzen Monat. Und natürlich sollte das in allen Verkehrsverbünden in ganz Deutschland gelten.